„Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.“                                                                                  

Aldous Huxley

„Ich hatte wirklich viele Träume, als ich ein Kind war und ich denke, viel davon ist aus der Tatsache entstanden, dass ich die Gelegenheit hatte, viel zu lesen“.              

                                                                                                                                  Bill Gates

Lesen zu können, also Texten den Sinn entnehmen zu können, ist ein entscheidender Schlüssel für den schulischen und beruflichen Erfolg sowie für die gesellschaftliche Teilhabe. Leider ist festzustellen, dass in den letzten Jahren die Lesekompetenz bei einigen Schülerinnen und Schülern nachgelassen hat.

Wissenschaftliche Untersuchungen in Bayern haben 2019 ergeben, dass jede/r achte Schüler/in der 4. Jahrgangsstufe den Mindeststandard im Kompetenzbereich Lesen im Fach Deutsch nicht erreicht und Schwierigkeiten beim Lesen hat. Auch die deutschlandweite PISA Studie zeigt, dass ein Fünftel der älteren Schülerinnen und Schüler kaum in der Lage ist, den Sinn von Texten zu erfassen und zu reflektieren. Es ist zu erwarten, dass sich diese Situation durch die Pandemie 2019-2021 verschärft hat.

Auch im Bereich Lesefreude gibt es Handlungsbedarf. Nur ein Viertel der deutschen Jugendlichen liest nach eigenen Angaben gerne, obwohl bewiesen ist, dass durch das Lesen nicht nur die sprachliche Ausdrucksfähigkeit, sondern auch Rechtschreibung, grammatische Kenntnisse, aber vor allem Fantasie und Kreativität entscheidend beeinflusst werden.

Wie kann die Schule die Schülerinnen und Schüler hierbei unterstützen und fördern, wo doch in allen Fächern der sinnerfassende Umgang mit Aufgabenstellungen, erklärenden Texten usw. vorausgesetzt wird und die Jugendlichen auch im Alltag täglich mit Texten (auch mit medialen) umgehen müssen?

Antwort auf diese Fragen lieferte den Lehrkräften der Realschule Zusmarshausen am Pädagogischen Nachmittag zu Beginn des neuen Schuljahrs Frau Margarete Kral von der Realschule Abensberg, die zusammen mit zwei Kolleginnen, der Universität Regensburg und dem ISB Bayern das sogenannte INSL-Konzept zur Leseförderung entwickelt hat. INSL =  Integration durch Sprache und Leseförderung.

Die Referentin merkte an, wer nicht gut lese, lese oft auch nicht gerne, denn wer mache schon etwas gerne, was er nicht gut könne? Das bedeutet, wenn ich nicht schnell und genau genug lesen kann, fällt es mir schwer, Texte richtig zu verstehen und es macht mir auch keinen Spaß, denn nur bei hinreichender Leseflüssigkeit und Genauigkeit ist auch ein eigenständiges Erschließen möglich.

Wer zu langsam liest, verliert nicht nur im Unterricht, sondern z.B. bei einem Test oder einer Stegreifaufgabe viel Zeit, weil sie/er damit beschäftigt ist, erst die Fragestellung zu lesen und zu verstehen. Das hat zur Folge, dass man den Großteil der zur Verfügung stehenden Zeit zur Bearbeitung der eigentlichen Aufgabenstellung nicht mehr hat.

Da diese Schwierigkeiten in allen Fächern auftreten und nicht auf das Fach Deutsch beschränkt sind, betonte die Referentin, dass es wichtig sei, dass alle Fächer an der Realschule die Leseförderung unterstützen, indem viel und vor allem laut gelesen wird. Und dass nicht nur die schwachen, sondern auch die guten Leser gefördert werden müssen.

Am Anfang steht daher ein Leseflüssigkeitstraining mit einem Lautleseverfahren für alle Schülerinnen und Schüler der 5. Jahrgangsstufe, denn nur wer flüssig lesen kann, kann automatisch Wörter schnell wiedererkennen und deren Bedeutung erfassen. Sobald das flüssige Lesen beherrscht wird, kann mit Lesestrategien gearbeitet werden, die die Schüler dazu befähigen, die wesentlichen Inhalte des Gelesenen schnell wiederzugeben.

Frau Kral, an deren Realschule das INSL-Konzept bereits seit sechs Jahren angewandt wird, berichtete den Lehrkräften von ihren Erfahrungen und den Erfolgsgeschichten der Schülerinnen und Schüler, die mithilfe des Trainings ihre Leseleistung schon nach relativ kurzer Zeit verbessern können, die stolz auf ihre Leistungen sind und somit motivierte Leser werden können.

Wir Lehrkräfte waren nach dem kurzweiligen und interessanten Vortrag davon überzeugt, dass dieses Konzept sehr gewinnbringend für unsere Schülerinnen und Schüler ist, und werden das INSL-Konzept bereits ab diesem Schuljahr in der 5. Jahrgangsstufe starten.

Melanie Bartl und Maria Högenauer